Beitrag in der Neuen Zürcher Zeitung vom 3. Jan. 2010

Lesbar statt «schön»

Eine neue Handschrift in Schweizer Schulstuben

Die Zeiten von «Heftführung» und «Schönschreiben» sind an den schweizerischen Volksschulen passé. Heute steht der Handschrift-Unterricht im Zeichen des Ökonomischen - und unter dem Druck des Maschinenschreibens.

dau. Die Frage nach der richtigen Schrift ist nicht nur Sache des gestalterischen Geschmacks - zumindest war dem in hiesigen Schulzimmern bis vor kurzem so. «Die Handschrift ist ein Spiegel des Charakters», kriegte ein jeder Eleve eingebleut. Wehe dem, der sich der wohlgeschnörkelten Form der schweizerischen Schulschrift widersetzte: Es blühten die «Tatzen» mit dem Stock oder, nach Verbannung der körperlichen Züchtigung aus dem pädagogischen Repertoire, die miese Zeugnisnote. So versuchten Generationen von Lernenden ihre Kringel in Buchstabenform dem vom Übungsblatt vorgegebenen Ideal anzugleichen; auf dass sie spätestens in der Mittel- oder der Berufsschule ihre ganz eigene Krakel- Schrift daraus entwickelten.

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